Malediven Geschichten

Die faszinierende und geheimnisvolle buddhistische Ära der Malediven

By Jonathan Kearney
29. April 2022
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Hinter den sonnenverwöhnten Küsten und Luxusresorts der Malediven verbirgt sich eine reiche Kulturgeschichte, die Jahrhunderte zurückreicht.

Das religiöse Erbe der Inselnation ist ein faszinierender Teil ihrer Geschichte. Seit beinahe 900 Jahren sind die Malediven ein islamisches Land, aber in alten Zeiten waren sie ursprünglich eine buddhistische Nation.

Noch früher, bevor die Malediver den Buddhismus annahmen, praktizierten sie eine alte Form des Hinduismus, die als Śrauta bekannt ist. Man weiß nicht, wie oder wann genau der Buddhismus Einzug im Land hielt, aber man glaubt, dass er sich im 3. Jahrhundert zu Zeiten von Ashoka ausbreitete, einem indischen Eroberer, der die Verbreitung des Buddhismus überall in Asien unterstützte.

Diese Zeit hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Malediven und prägte ihre Sprache und Architektur ebenso wie Institutionen und Bräuche. Ihr Erbe zeigt sich noch heute in architektonischen Überresten buddhistischer Bauwerke und Klöster. Diese antiken archäologischen Überbleibsel sind auf vielen Inseln der Malediven zu finden - neben vielen weiteren Schätzen, die noch zu entdecken sind.

Der buddhistische Thoddoo-Tempel auf der Insel Thoddoo gehört zu den wichtigsten historischen und kulturellen Stätten des Landes. Kuruhinna Tharaagandu, die Überreste eines buddhistischen Klosters, das bis ins 7. Jahrhundert zurückreicht, ist ebenfalls eine sehr wichtige historische Stätte des Landes.

Man geht davon aus, dass der Buddhismus auf den Malediven mehr als 1.000 Jahre lang die vorherrschende Religion war und von maledivischen Königen verbreitet wurde. In dieser Zeit hat sich die maledivische Kultur, die wir kennen, entwickelt, von Sprache und Architektur bis hin zu den ersten Schriften und Regelsystemen.

Es gab eine Reihe herrschender buddistischer Dynastien, bis der letzte König, Dhovemi, im Jahr 1153 zum Islam konvertierte. Etwa zu dieser Zeit segelten zahlreiche Händler aus dem Nahen Osten und Afrika über den Indischen Ozean, der die Malediven umgibt. Man glaubt, dass ein arabischer Reisender namens Abul Barakat Yoosuf Al Barbary aus Marokko auf den Malediven ankam und den König überzeugte, zum Islam zu konvertieren.

Die neue Religion breitete sich auf den Inseln aus, traf jedoch auf einigen Widerstand durch buddhistische Hochburgen, besonders auf der Insel Nilandhoo im Faafu-Atoll. Sie war die letzte Insel der Malediven, die den Islam annahm.

Nachdem sich der Islam in der Nation durchgesetzt hatte, wurden viele der alten buddhistischen Tempel zerstört. Allerdings gab es auf zahlreichen Atollen überall auf den Malediven archäologische Entdeckungen, einschließlich Grabhügeln oder Stupas mit Reliquien, die buddhistische Ikonographie darstellen.

Besonders auf Nilandhoo wurde eine Fülle buddistischer Relikte entdeckt. So befindet sich unter der historischen Stätte Foah'mathi ein buddhistischer Tempel, der mehr als 1.000 Jahre alt sein soll und in den 1980er Jahren von einem norwegischen Archäologenteam unter der Leitung des Forschers Thor Heyerdahl ausgegraben wurde. Der gesamte Bereich wurde noch immer nicht vollständig erforscht. Der Tempel soll auf Befehl des Königs Dharumavantha Rasgefaanu vor rund 1.100 Jahren erbaut worden sein.

Viele der historischen Entdeckungen Heyerdahls - Steinfiguren und Schnitzereien von vorislamischen Zivilisationen - sind jetzt im Nationalmuseum in Male ausgestellt.

Der britische Beamte Harry Bell war einer der ersten Abendländer, der sich für die buddhistische Kultur auf den Malediven interessierte. Bell besuchte die Malediven während des viktorianischen Zeitalters sehr oft, um alte Ruinen zu untersuchen. Er schloss Freundschaft mit dem König der Malediven, der ihn bei seinen Forschungen unterstützte. Während seiner Besuche studierte Bell die antiken Grabhügel, die er auf zahlreichen Atollen fand und die lokal als Havitta oder Usthubu bezeichnet werden. Diese Stätten sind noch heute beliebte Touristenattraktionen für Besucher.

1990 zählte der Historiker Hassan Ahmed Maniku insgesamt 59 Inseln, auf denen es archäologische Stätten gibt, die mit dem Buddhismus verbunden sind. Die größten Bauwerke der buddhistischen Ärä sind auf den Inseln zu finden, die die Ostseite des Haddhunmathi-Atolls (Laamu-Atoll) säumen.

Zu den wichtigsten buddhistischen Relikten zählen die Loamaafaanu-Kupferplatten, die die im alt-maledivischen Alphabet geschrieben sind und den Übergang vom Buddhismus zum Islam im 12. Jahrhundert beschreiben, sowie Artefakte aus Korallenstein.

Da die Malediven eine Nation aus Koralleninseln ist, wurden viele der antiken religiösen Skulpturen aus geschnitzten Korallen gefertigt.

Das buddhistische Erbe der Malediven bleibt eine Quelle von Faszination und Geheimnissen, und man geht davon aus, dass noch viele buddhistische Ruinen und Artefakte entdeckt werden wollen.